Mittwoch, den 16.7.2014 in Umkirch bei Freiburg. Dieses Datum und diesen Ort sollte man sich merken, von hier ging nicht weniger als die volkswirtschaftliche Revolution und der endgültige Aufbruch ins Solarzeitalter und der Erneuerbaren Energien aus.
Kurz: Was passiert mit der Energiewirtschaft, wenn von einem Tag auf den anderen die Kosten der Speicherung von elektrischer Energie von ab 40 Cent/kWh auf 13 Cent/kWh gesenkt werden? Und zwar voll skaliert von 640 Wh bis hoch in den MWh-Bereich? Und das mit über 90% Systemwirkungsgrad?
Umkirch, den 24.7.2014: Pressetermin der Stadtwerke Müllheim/Staufen und der Bürgerenergie Südbaden eG mit Wolfram Walter von der ASD Sonnenspeicher GmbH vor Ort. Als Vertreter der BEGS war ich dabei! Normalerweise wollten wir über die Zusammenarbeit der ASD mit den Stadtwerken und der BEGS und den Piloteinsatz eines Energiespeichers der ASD sprechen. Wolfram Walter hatte an diesem Tag aber anderes im Sinn. Seine eine Woche alte Erfindung ist schon erfolgreich durch die Schaltungssimulation gelaufen und der Bau des ersten Prototyps ist in Arbeit.
Was wurde erfunden? Warum können die Kosten gedrittelt werden? Ganz einfach: Durch Vereinfachung und durch den Paradigmenwechsel in der Steuerelektronik.
Bisher bestand das System eines Stromspeichers, den es seit drei Jahren auf dem Markt gibt, aus grundsätzlich folgenden Elementen:
– Batterien (oft LiFePO4): ~200 €/kWh netto in Reihe zu Bänken zusammengeschaltet
– BMS (Batteriemanagementsystem) zum Ausbalancieren der Zellen
– Wechselrichter zum Herstellen der Netzwechselspannung von 230V.
– Laderegelung zum Laden der Zellenbanken: Transformierung und Gleichrichtung der Netzspannung und elektronische DC-DC-Laderegelung
Ein Speicher mit ca. 6 kWh Kapazität kostete auf dieser technologischen Basis ca. 9.000 €. Damit kam man auf Speicherkosten von um die 1500 €/kWh. Finanzielle Skalierungseffekte hielten sich in Grenzen, da die elektronische Steuerung mit der Kapazität mitwuchs, Mehr und größere, speziell auf das Gesamtsystem angepasste Wechselrichter und Laderegler, kompliziertere BMS und Aufwand bei der Qualitätssicherung der einzelnen Zellen, die passend aufeinander ausgesucht werden mussten.
ASD hatte vor ca. einem Monat die grundsätzliche Idee, die Batterien parallel zu schalten und mit einer Schaltung eine DC/DC-Wandlung die höhere Spannung zu wandeln, um grundsätzlichen Problemen mit dem BMS aus dem Weg zu gehen. Wechselrichter und Ladesteuerung wurden immer noch gebraucht. ASD ging bereits damals von 30% Kosteneinsparungen aus. Diese Schaltung pro Zelle hat ASD PACADU® genannt. Das war der Stand der Pressemeldung von Juni, die auf der Firmenwebseite steht.
Die neue Erfindung ist eine konsequente Weiterentwicklung des PACADU®-Systems, quasi PACADU® 2.0 und bedeutet nichts anderes als die komplette Parallelschaltung der einzelnen Zelle mit Laderegelung und Wechselrichter in einer kompakten neuartigen Schaltung. Jede Zelle wird direkt an das 230V Netz gehängt, quasi per Steckdose eingesteckt! Diese Architektur spart jetzt 60-70% der Systemkosten!
Ein künftiger Batteriespeicher wird nur noch aus am Stromnetz parallelgeschalteten Zellen und dem PACADU® bestehen. Ein kleiner Zentralrechner wird an den Zweiwege-Stromzähler des Hauses über Bus angeschlossen, misst den Strombedarf des Hauses und steuert die einzelnen PACADU® an, die je nach Bedarf Strom liefern oder Strom in den Speicher einspeisen.
Jetzt kann man es sich ausmalen, was das technisch außerdem noch bedeutet: Eine neuartige softwaregetriebene MOSFET-Elektronik übernimmt die komplette Spannungswandlung und kann speziell auf die Zelle abgestimmt werden. Das PACADU® pro Zelle „kennt“ jede Zelle und auch ihre Qualität. Zellen verschiedener Güte können gemischt werden, eine Ausbalancierung der reihengeschalteten Zellen ist nicht mehr notwendig. Kaputte Zellen können sogar im laufenden Betrieb ausgetauscht und über Jahre durch eine völlig andere aktuelle Zelltechnologie ersetzt werden. Das Gesamtsystem war bisher nur so gut wie die schlechteste Zelle im System. Künftig fällt nur die schlechte Zelle aus und das restliche System arbeitet normal!
Was das volkswirtschaftlich bedeutet, wenn der Stromkosten für Autarkie auf Hausebene für gespeicherten Strom auf 13 Cent inklusive (danke an Herrn Walter für die Anmerkung!) der 8 Cent/kWh für die Photovoltaikanlage, brauche ich hier wohl niemandem erklären. Auch nicht, welchen neuen Schub es für die Batterie- und Photovoltaikindustrie bedeutet. Das EEG brauchen wir bald nicht mehr.
Das neue PACADU® und die zugehörigen Speicher sollen in 6 Monaten auf dem Markt verfügbar sein.
Weitere Infos: http://www.asd-sonnenspeicher.de/
Pressemeldungen gibt es noch nicht, das IST die erste Pressemeldung. Morgen (26.7.) erscheint der erste Artikel in der Badischen Zeitung 😉
UPDATE 28.7.2014: Artikel in der Zeitung „Der Sonntag“ Freiburg. Leider hat der Redakteur auf der Pressemeldung vom Juni aufgesetzt, die noch nicht den aktuellen Stand der Entwicklung berücksichtigt. Dort ist noch vom PACADU® „1.0“ mit 30% Kosteneinsparung die Rede: http://img.der-sonntag.de/dso-epaper/pdf/DS_frs_27.07.2014.pdf